Testberichte

Wunder gibt es immer wieder - und vor allem bei Canon.

UWE WALZ Das Canon EF 2,8/70-200mm L IS USM

Das neue EF 2,8/70-200mm L IS USM

Dieser Spätherbst steckt voller neuer Überraschungen. Im September kam das neue EF 2,8/70-200mm L IS USM mit dem dreifach Stabilisator und einen noch schnelleren Autofokus. Im Oktober die neue, sensationelle EOS-1 D. Die erste digitale SLR, die wie eine normale Spiegelreflex arbeitet. Mit einem Chip von 4,5 Millionen Pixel, 8 Bilder pro Sekunde und einer Dateigröße von 21 MB verändert sie in der nächsten Zeit sicherlich die ganze Medienlandschaft!
Mitte November kommt das brandneue EF 4,0/400mm DO IS USM auf dem Markt. Es ist das erste Objektiv der Welt mit dem “Mehrfach Beugungsglied”. Eine optische Konstruktion, die die Vorteile von asphärischen mit denen von Fluoritlinsen vereint. Dadurch wird die chromatische Aberration noch weiter auskorrigiert als mit einer Fluoridlinse!
Dieses Objektiv ist 26 Prozent kürzer und etwa 36 Prozent leichter als herkömmliche Objektive. Da freut sich jeder Tier und Naturfotograf!

Rothirsch
Canon EOS-1 V, EF 2,8/70-200mm L IS USM
mit 2 fach Konverter & Stabilisator, 1/50 sek.,
Blende 5,6, Sensia 100

Ich war in der glücklichen Lage, eines der ersten Objektive, das neue EF 2,8/70-200mm L IS USM zu testen. Meiner Meinung nach ein richtiges Allroundobjektiv und kann mit leichten Einschränkungen, das heißt mit dem Einsatz der neuen beiden Konvertern mit dem EF 100-400mm L IS USM mithalten.
Sicherlich ist für einige Naturfotografen die Lichtstärke ein wesentlicher Faktor. Ich habe an das Objektiv große Anforderungen gestellt und es mit dem 1,4 fach, 2 fach und mit beiden Konvertern zusammen getestet. Dabei vertrete ich den Standpunkt, dass dieses Objektiv in allen Brennweitenbereichen mit jeder normalen Festbrennweite mithalten kann. Arbeitet man beiden Konvertern, so hat man sehr schnell ein 4,0/280mm mit dem 2 fach Konverter ein 5,6/400mm Teleobjektiv. Reicht das noch nicht aus, montiert man beide Konverter hintereinander und hat ein 8,0/560mm Teleobjektiv. Diese Kombination mit beiden Konvertern erreicht man aber nur wenn mindesten ein Konverter der neuen Generation verwendet wird. Ich habe für die Testaufnahmen den neuen 2 fach Konverter II benutzt und bin der Meinung das auch dieser neue Konverter eine etwas bessere Leistung als das Vorgängermodell hat. Die Aufnahmen erscheinen mir ein klein wenig brillanter. Beide neuen Konverter haben nun endlich auch vernünftige Rückdeckel bekommen die man auch im Austausch mit anderen Objektiven benutzen kann. Die Blechdeckel gehören damit der Vergangenheit an!!

Präriehund
Canon EOS-1 V, EF 2,8/70-200mm L IS USM
mit 2 fach Konverter & Stabilisator,
1/30 sek., Blende 5,6, Sensia 100

Noch einmal zu den Wundern die es immer wieder gibt. Der Autofokus ist merkbar schneller geworden und der Stabilisator macht meiner Meinung nach mehr als drei Blenden oder Verschlusszeiten aus. Im ersten Handling dachte ich das der Stabilisator überhaupt nicht eingeschaltet war, so leise ist er geworden. Er arbeitet fast völlig geräuschlos.
Beim Antippen des Auslösers habe ich bei meinem EF 100-400mm L IS USM und auch beim EF 4,0/600mm L IS USM immer ein ganz kurzes Springen des Bildmotivs im Sucher, dieses gehört zur Vergangenheit. Ich habe Testaufnahmen vom Asiatischen Kamel (siehe Foto) mit 200 mm Brennweite und einer Belichtungszeit von 1/13 sek. gemacht! Geht man von der Faustregel Brennweite gleich Verschlussgeschwindigkeit aus, so sind das gute vier Verschlusszeiten! Mit angesetzten 1,4 fach Konverter bei einer Brennweite von 280mm konnte ich scharfe Bilder mit 1/80 sek. vom Mantelpavian und Mähnenspringer fotografieren.
Mit zweifach Konverter, also 400mm Brennweite und einer Belichtungszeit von 1/30 sek. den Präriehund, auch hier sind es gute vier Verschlusszeiten, die der Stabilisator bringt und mit 1/60 sek. den Mara. Der absolute Höhepunkt waren Aufnahmen mir beiden Konvertern und 560mm Brennweite! Mit 1/40 sek. einen Mantelpavian und mit 1/80 sek. !! eine Porträtaufnahme vom Mähnenspringer, alle Aufnahmen ohne Stativ, aus freier Hand! (siehe Fotos).
Aufgefallen ist mir, das der Staub- und Spritzwasserschutz an den verschiedenen Einstellköpfen und am Bajonett weiter verbessert wurde und somit den IS Superteleobjektiven gleich kommt. Insgesamt hat mich das Objektiv und die Ergebnisse sehr beeindruckt.

Mähnenspringer
Canon EOS-1 V, EF 2,8/70-200mm L IS USM
mit 1,4 fach und 2 fach Konverter & Stabilisator,
1/125 sek., Blende 8, Sensia 100

Aber wo viel Licht ist, ist auch etwas Schatten. Hier einige Punkte die mir persönlich nicht so gut gefallen. Nicht nur ich, auch viele meiner Kollegen bemängeln das Bajonett von der Gegenlichtblende, auch bei dem EF 4,0-5,6/100-400mm L und dem 3,5-5,6 35-350mm L, alle drei Objektive sind mit dieser Art der Gegenlichtblende ausgerüstet. Das Bajonett am Objektiv und an der Gegenlichtblende sind aus Kunststoff. Setzt man die Gegenlichtblende an das Objektiv und dreht das Bajonett zu, dann reibt sich Kunststoff auf Kunststoff. Auf Dauer gesehen, haben die Gegenlichtblenden keine feste Arretierung mehr und fangen an zu klappern. Bei meinem sehr häufig benutzten 100-400 habe ich schon deutlichen Abrieb festgestellt. Das Bajonett rastet nicht mehr ein, die Gegenlichtblende ist verhältnismäßig lose. Das Bajonett am Objektiv und der Gegenlichtblende sollten aus Metall sein. Begrüßen würde ich auch wenn dieses Objektiv eine zusätzliche Makro Einstellung hätte und der Nahaufnahmeabstand unter Einmetervierzig liegen würde, ähnlich wie bei dem 70-210mm Objektiv.
Alles im allen ist dieses Objektiv in Verbindung mit beiden Konvertern ein Super Allroundobjektiv, mit brillanter Schärfe, einen völlig neuen Stabilisator und einen sehr schnellen Autofokus. Allerdings auch mit einem Superpreis von ca. 5.500,00 DM! Meiner Ansicht nach zu teuer! Fast 2.000,00 DM mehr als das Vorgängermodell!

Wunder gibt es immer wieder!!

Rothirsch unter Eichen
Canon EOS-1 V, EF 2,8/70-200mm L IS USM
und Stabilisator, 1/13 sek., Blende 5,6, Sensia 100

 

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